Kranken Kindern Flügel verleihen!

Willkommen bei Flügelschlag,
für das neurologisch kranke Kind

2021

Unterstützung für Familien mit schwer kranken oder zu früh geborenen Kindern

Göttinger Arbeitskreis veröffentlicht gemeinsame Broschüre

Göttingen, den 20. September 2021 – Weltkindertag. Die Diagnose einer schweren Erkrankung oder die Frühgeburt des eigenen Kindes können den bisherigen (Familien-)Alltag ziemlich durcheinanderbringen. Die Angst um das erkrankte Kind und der Bedarf nach einer zuverlässigen und kompetenten Stütze wird größer. Doch welche Angebote können Familien mit einem (schwer) kranken oder zu früh geborenen Kind in und um Göttingen eigentlich wahrnehmen? Wo finden Betroffene zuverlässige, einfühlsame Hilfe?

 

Um betroffenen Familien in und um Göttingen einen besseren Überblick zu geben und sich auch untereinander besser zu vernetzen, haben sich der Ambulante Kinderhospizdienst Göttingen, die Elternhilfe für das krebskranke Kind, die DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta mit ihren Einrichtungen FAZIT (Sozialmedizinische Nachsorge) und Sternenlichter (geplantes Kinder- und Jugendhospiz), der Verein Flügelschlag (für das neurologisch kranke Kind), GEKKO Herzkind e.V. (Göttinger Eltern kardiologischer Kinder Kontaktgruppe), KIMBU (häusliche Kinderkrankenpflege), das Kinderpalliativzentrum der Universitätsmedizin Göttingen sowie Kleine Löwen (Initiative für Eltern von frühgeborenen Kindern in und um Göttingen) zu einem Arbeitskreis zusammengetan. „Neben der besseren Vernetzung untereinander ist es uns wichtig, auch auf die Situation von schwer kranken oder zu früh geborenen Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien aufmerksam zu machen“, erläutert Arbeitskreis-Mitglied Maren Iben von der DRK-Schwesternschaft Georgia-Augusta e.V. Nicht selten werde das Krankenhaus zum „zweiten Zuhause“ oder muss zumindest regelmäßig von den Familien aufgesucht werden. Die Angst um das betroffene Kind werde zum ständigen Begleiter und der Bedarf nach einem kompetenten Ansprechpartner werde größer.

 

Ein Ergebnis des gemeinsamen Zusammenschlusses ist eine Broschüre, die der Arbeitskreis passend zum Weltkindertag am 20. September herausgegeben hat. „In der Broschüre stellen sich alle Mitglieder unseres Arbeitskreises mit ihrem jeweiligen Angebot auf einer Doppelseite vor“, so Iben. Komplettiert werden die Seiten von den Kontaktdaten sowie der Internetadresse. Ziel sei der kompakte Überblick für betroffene Familien, aber auch für die interessierte Öffentlichkeit. „Und auch die Spendenkonten der Arbeitskreis-Mitglieder sind in der Broschüre zu finden – denn alle in der Broschüre aufgeführten Einrichtungen und Initiativen sind auf Spenden angewiesen, um die schwer kranken oder zu früh geborenen Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien bestmöglich zu unterstützen“, ergänzt Dagmar Hildebrandt-Linne von der Elternhilfe für das krebskranke Kind, ebenfalls Mitglied im Arbeitskreis. Die Broschüre steht ab sofort auf den Internetseiten der Arbeitskreis-Mitglieder zum Download zur Verfügung und wird außerdem in gedruckter Form unter anderem an Kinderärzte, Universitätsklinikum, Physiotherapeuten sowie weitere Netzwerkpartner des Arbeitskreises verteilt.
 

Eine gemeinsame Pressemitteilung der Vereine, Initiativen und Einrichtungen

 

Die Broschüre steht hier und im Download-Bereich dieser Website zum Download bereit.

Wenn Digitalisierung emotional ist: Techniker Krankenkasse fördert Telepräsenzroboter für neurologisch kranke Kinder im Krankenhaus

 

Im Juni staunten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 11F des Hainberg-Gymnasiums Göttingen nicht schlecht, als sich ein neuer Mitschüler auf Rädern zu ihnen gesellte. Der ferngesteuerte selbstfahrende Telepräsenzroboter mit Kamera und Display ermöglicht es Sandy Killig, die sich seit mehr als einem Jahr aufgrund ihrer chronischen Erkrankung stationär in der Kinderklinik der Uni Klinik Göttingen (UMG) befindet, trotz stationärem Aufenthalt aktiv am Schulunterricht teilzunehmen. Killig freut sich, dass sie dank eines speziellen Roboters „präsent am Klassengeschehen teilnehmen kann und sich auch auf sozialer Ebene nicht komplett abgeschottet vorkommt.“ Sie ist sich sicher, es wird ihr und anderen betroffenen Kindern mit einem solchen Teleroboter „deutlich mehr Freude bereiten, sich auf die schulischen Lernziele zu konzentrieren. Gerade im Bereich der Naturwissenschaften, in denen es viel um die Veranschaulichung bestimmter Prozesse geht, welche durch Schulexperimente verinnerlicht werden sollen. Der Telepräsenzroboter ist in dieser Situation genau die richtige Tür, um den kranken Schüler/innen diesen Bildungsansatz nicht zu verwehren.“, so Killig. „Außerdem denke ich, dass uns die Corona-Pandemie allen sehr intensiv gezeigt hat, wie sehr soziale Distanz an unseren Kräften zehren kann und wie viel Kraft wir allein durch das Lachen eines Menschen oder das Kommunizieren von Angesicht zu Angesicht bekommen können.“   

 

 

 

Mit einer finanziellen Förderung in Höhe von rund 13.000 Euro unterstützt die Techniker Krankenkasse (TK) den Verein Flügelschlag – für das neurologisch kranke Kind e.V., um die Anschaffung von zwei „Double 3“ Telepräsenzrobotern zu realisieren. Dirk Engelmann, Leiter der TK-Landesvertretung in Niedersachsen erklärt „Die neue Technologie ermöglicht Kindern und Jugendlichen, die aufgrund ihrer Erkrankung lange im Krankenhaus verweilen müssen, eine aktive und alltagsnahe Teilnahme. Der selbstfahrende Roboter ist ein gutes Beispiel dafür, dass Digitalisierung auch emotional spürbar sein kann. Der Telepräsenzroboter hilft und unterstützt kleine und große Patientinnen und Patienten, sich mit anderen enger verbunden zu fühlen, indem er neben der digitalen auch eine physische Präsenz bietet. So kann Digitalisierung einen wertvollen Beitrag für den Erhalt der Selbstbestimmung, Mobilität und sozialer Teilhabe leisten.“

 

Der erste dieser Roboter wurde nach Anlieferung im Klinikum von Flügelschlag an die Klinikschule der Klinik für Kinder und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen übergeben. Bettina Rizzi, Schulkoordinatorin der Klinikschule, und Sandra Wolf, Lehrerin an der Klinikschule und am Hainberg-Gymnasium, freuten sich über diese technische Unterstützung und arbeiteten sich schon bald in die Bedienung des Roboters ein. Rizzi erklärt: „In unserer Klinikschule bieten wir Kindern und Jugendlichen, die über einen längeren Zeitraum in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der UMG stationär oder teilstationär behandelt werden, Unterricht in verschiedenen Fächern an. Steht wie bei Frau Killig nach einem längeren Klinikaufenthalt die Rückkehr in die Heimatschule bevor, kann der Telepräsenzroboter diese Reintegrationsphase enorm erleichtern.“ Wolf setzte den Roboter zunächst in ihrem eigenen Unterricht ein und sammelte somit wichtige Erfahrungen für die Unterrichtspraxis mit Roboter. „Ich war wirklich beeindruckt, wie präsent der eigentlich abwesende Schüler durch den Einsatz des Roboters war. Das ist noch einmal eine ganz andere und viel persönlichere Dimension als über das Zuschalten per Videokonferenz.“ In der Klinikschule weckte der Roboter dann auch schnell das Interesse von Killig und sie erklärte sich bereit, ihn auch außerhalb der Klinikschule zu testen, wo der Roboter aufgrund der Covid-19-Pandemie und des damit verbundenen Homeschoolings erst jetzt zum Einsatz kommen konnte. Umso erfreulicher waren die erfolgreiche Einführung des Roboters und die positive Resonanz am Hainberg-Gymnasium. Killig berichtet: „Ich hatte nach zwei Stunden Unterricht wirklich das Gefühl inmitten meiner Mitschüler/innen zu sitzen. Durch die Beschaffenheit mehrerer Kameras und kleiner Mikrofone hatte ich eine sehr gute Bild- und Tonqualität und habe nach einiger Zeit regelrecht vergessen, dass ich wirklich alleine in einem Raum sitze, da ich durch die Fernsteuerung des Roboters einen 360-Grad-Einblick ins Klassenzimmer bekommen konnte. Unser einziges Problem bei den Einsätzen war die sehr geringe Akkulaufzeit des Geräts. Allerdings hoffe ich sehr, dass man diesen kleinen, aber doch sehr prägnanten Makel durch eine Verbreitung und Verbesserung dieses Produkts beheben kann.“

Der Double 3 Telepräsenzroboter ist ein selbstfahrender Video-Konferenz-Roboter, der online ferngesteuert wird. Die Patientin kann den Roboter über eine Steuerung navigieren, ihn im Zimmer oder Gebäude umherfahren lassen und den Neigungswinkel der Kamera verändern, um z. B. einen Blick auf einen Tisch oder in ein Buch zu werfen.

Neben der Erleichterung der Rückkehr in die Heimatschule kann ein Telepräsenzroboter auch die seelische Gesundheit der Patient/innen verbessern. Denn von schweren, langwierigen oder sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen betroffene Kinder und Jugendliche fühlen sich oft sozial isoliert und einsam. Monatelange Krankheitsphasen, in denen die Patienten beispielsweise aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes oder der Gefahr von Infektionen, – wie z. B. aktuell mit SARS-CoV-2 – nur sehr eingeschränkt Besuch empfangen dürfen, können die Lebensqualität extrem einschränken. Hier kann ein Telepräsenzroboter helfen, den Kontakt zwischen den jungen Patient/innen und deren Familien und Freund/innen aufrechtzuerhalten.

Knut Brockmann, Schatzmeister des Vereins Flügelschlag sowie Kinderarzt und Neurologe in der Göttinger Kinderklinik, kann sich deshalb zukünftig auch weitere Einsatzgebiete vorstellen: „Der Roboter könnte nicht nur in die Schule, sondern auch nachhause, zu einer Familienfeier oder sogar mit in den Zoo gebracht werden. Langzeiterkrankte Kinder und Jugendliche erhalten damit die Möglichkeit, aus ihrer Isolation herauszutreten und bleiben dennoch geschützt. Es wäre beispielsweise auch ein Einsatz im Kinderpalliativbereich denkbar.“